Der letzte Schritt
Das klassische Bild eines Innenhofes ist das ‚U‘. Nachdem wir nun ein ‚L‘ schon fertiggestellt haben, geht es ab Ende 1993 an den letzten Bauabschnitt, um dieses Bild zu erreichen.
Nach dem Ende der Lernwerkstatt war dieser Gebäudeteil ein paar Jahre als Holzwerkstatt für die Möbelrestaurierung genutzt worden. Dieser Ansatz war – wie schon beschrieben – gescheitert, ebenso der Versuch, die Räume an ehemalige Werkstattleute für einen unabhängigen eigenen Betrieb zu vemieten. Die Räume wurden nun nur noch als Lager genutzt. Die Optik dieses Hofteils zu dieser Zeit zeigt das Foto.
Unser Interesse damals war, möglichst viel Wohnraum auf dem Gelände herzustellen. Die WG- und Kommunezeit war endgültig vorbei, der Wunsch nach Rückzugsmöglichkeiten in eigenen Wohnungen groß.
Ein Wohngebäude soll entstehen
Entsprechend war die Planung, die durch die Auflage kompliziert wurde, dass die Firsthöhe des Gebäudes 5 Meter nicht überschreiten durfte. Das reicht nicht für 2 Vollgeschosse. Was man ‚oben‘ nicht haben kann, muss man also ‚unten‘ dazugewinnen. Eine Unterkellerung würde möglich machen, die Wohnungen über 2 Ebenen zu planen, mit den Wohnräumen ‚oben‘ und den Schlafräumen im Souterrain ‚unten‘.
Ein Keller musste also ausgehoben werden, und dies – da die Krebsmühle nun mal im Hochwassergebiet liegt – wasserdicht. Bei allem Vertrauen in die Fähigkeiten unseres Bauteams war uns das zu heikel. Wohl oder übel mussten wir eine Tiefbaufirma mit den Arbeiten beauftragen. Die übernahm auch den Abriss – schweres Gerät rückte an.
Dass dies nicht die dümmste Idee war, zeigt das Foto mit den Riesenbrocken, die verladen werden müssen. Allerdings führte der Einsatz von Fremdfirmen zu einer erheblichen Belastung unseres Budgets. Ein Drittel des Gesamtetats war schon ‚verbraten‘, bevor der erste Stein vermauert wurde. Am Ende führte das dazu, dass wir mit dem geplanten Etat nicht hinkamen und eine Nachfinanzierung über 300.000 DM beantragen mussten. Sowas – mussten wir lernen – kommt bei Banken gar nicht gut an. So locker wie bisher war es danach nicht mehr, weitere Kredite für neue Vorhaben zu beantragen.
Fertigstellung
Die Grundfläche dieses Gebäudeteils beträgt rund 700 qm. Dass dafür Mengen an Steinen, Schalungen und Armierungen für die Betondecken, Elektro- und Sanitärinstallationsleitungen verbaut werden mussten, lässt sich leicht vorstellen. Auf die Bebilderung der Aubauetappen können wir hier verzichten, weil es auch zu diesem Bau einen Beitrag in unserem Tagebuch gibt. Fertiggestellt sah das Gebäude dann schließlich so aus, wie wir es heute kennen:
Restarbeiten – Hofpflaster
Damit waren wir am Ende einer gigantischen Bauphase angelangt und hatten keine Arbeit mehr für unser Bauteam, das zum allgemeinen Bedauern also aufgelöst werden musste. Eine Weiterführung mit Aufträgen von ‚außerhalb‘ wäre für die Polen im Team nicht möglich gewesen, weil trotz des EU-Beitritts 2004 noch keine Arbeitnehmerfreizügigkeit erlaubt, also keine legale Tätigkeit möglich war.
Verblieben war Kryzstof, der uns noch viele Jahre erhalten blieb und baulich alles durchführte, was anfiel (und ‚aus dem Laufenen‘ bezahlt werden konnte).
Seine erste große Maßnahme war die Planung und Anlage für die Pflasterarbeiten im Hof, der bis dahin immer nur mit Recyclingmaterial aufgefüllt und verdichtet worden war, was nach jedem Regen immer wieder Schlaglöcher hinterließ. Für diese Maßnahme hatte Johannes ein Pflastererteam aus seiner Bremer Heimat organisiert. Zusätzlich arbeiteten Mieter und Mitarbeiter ehrenamtlich.
Auch zu dieser Maßnahme gibt es einen Bilderbeitrag im Tagebuch, der den Fortgang der Arbeiten zeigt und in dem man uns beim Schuften zuschauen kann.
Das Foto zeigt Kryzstof Karwowski bei seiner Lieblingstätigkeit, der Arbeit mit dem Radlader.