Hanglage

Hanglage der Krebsmühle: der Höhenunterschied zwischen der oberen Hofeinfahrt und dem unteren Betriebshof umfasst ein komplettes Stockwerk.

Eine der großen Schwierigkeiten bei der Nutzung der Krebsmühle besteht in ihrer Topographie: sie liegt am Hang des Urselbachtals. Die Luftaufnahme aus dem Jahr 1982 zeigt die drei unterschiedlichen Höhen: die obere Hofeinfahrt zur Krebsmühle liegt mehrere Meter tiefer als das Straßenniveau, der untere Betriebshof wieder mehrere Meter tiefer als die obere Hofeinfahrt.

Optische Probleme

Optisch bedeutet dies, dass neben dem weithin sichtbaren Mühlengebäude der 1952 entstandene 3-stöckige Bäckerei-Neubau beim Vorbeifahren wie ein Flachgebäude wirkt, das leicht übersehen werden kann. Das eigentliche Geschehen und die Dimension das Ganzen im unteren Betriebshof ist von der Straße aus überhaupt nicht wahrzunehmen. Aus werblicher Sicht war das schon immer und ist bis heute ein Ärgernis.

Logistische Probleme

Das 1981 anlässlich der Aufräumarbeiten nach dem ‚Jahrhundert’hochwasser entstandene Bild der Front des Bäckerei’neu’baus erklärt unsere Nutzungsprobleme. Im obersten Stockwerk (hinter den beiden Fenstern neben dem Schornstein) befand sich der Wohnbereich. Links daneben war der Mehlboden untergebracht (Zulieferung über den Flaschenzug vor der Eisentür).
Im mittleren Stockwerk hatten wir nach Entfernen der Backöfen unser Café ausgebaut. Unten (neben der gerade zugemauerten Laugerei) befindet sich die Eingangstür zu den Ladenräumen.

Keine direkte Verbindung

Direkte Verbindungen zwischen den Stockwerken – bis auf enge, verwinkelte Nottreppen – waren für den Bäckereibetrieb nicht nötig gewesen und gab es also nicht. Der Transport der fertigen Backwaren von den Öfen zur Auslieferungsrampe (jetzt Laugerei) war über einen Aufzug erfolgt, der aber infolge des hohen Grundwasserspiegels immer wieder unter Wasser gestanden hatte und stillgelegt worden war. Wenn wir also von der Betriebshofebene irgendetwas auf die Café-Ebene transportieren mussten, musste dies mühsam auf den LKW geladen und wieder abgeladen werden.

Fehlende Rettungswege

Verschärft wurde die Problematik, nachdem wir den ARENA-Theaterbetrieb offiziell gestartet hatten. Jetzt wurden die vorhandenen Rettungswege unter die Lupe genommen und für unzureichend befunden – ARENA war schon kurz nach dem Start deswegen von Schließung bedroht.

Die Lösung: Bau einer Terrasse

Bisher hatten wir uns bei unseren Baumaßnahmen im Wesentlichen darauf beschränkt, den vorhandenen Baubestand durch Umbauten und Renovierung nutzbar zu machen. Zum erstenmal entstand jetzt etwas grundsätzlich Neues. Mit Datum 24.7.84 erhielten wir die Genehmigung zur ‚Herstellung eines Stahlbetondaches als Dachterrasse und Rettungsweg‘.

Das Bild zeigt die vorbereitenden Arbeiten (Abmauern der tragenden Säulen und Ausheben der Auflager für die Betonträger in der Hauswand). Im Hintergrund ist der Zusatzraum zu erkennen, den wir mit dieser Maßnahme gewinnen und den wir der ARGUK als Laborraum ´zur Verfügung stellen.

Hier einige Fotos der Ausbauschritte:

Raumgewinn und Optimierung der Logistik

Der Terrassenbau war in mehrfacher Hinsicht ein Gewinn. Entstanden waren gut 90 qm neue nutzbare Räume ( 42 qm für ARGUK, 51 qm für den Laden).
Der ARENA-Theatersaal hatte nun den notwendigen zweiten Fluchtweg (über die Fenster auf die Terrasse) und erfüllte damit die Brandschutzbedingungen.
Endlich gab es einen direkten Zugang vom Café-Restaurant zum Betriebshof und umgekehrt von den Werkstätten zum Café. Und zusätzlich war über die Terrasse nun auch der Bereich hinter der Laugerei zu erreichen.

Das Foto oben zeigt die gerade fertiggestellte Terrasse bei ihrer ersten Nutzung, der Projektemesse 1984. Hier ist auch der Rohbau des künftigen Wintergartens zu sehen, der den Eingang zum Café schützt und noch heute – fertig verglast – genutzt wird. Erstellt wurde er – wie auch das Vordach zum ARGUK-Büro – in traditionellem Handwerk von Axt+Kelle.

Beim Foto des ARGUK-Eingangs erkennt man links auch die Treppe, die von der Terrasse aus in das hintere Krebsmühlengelände führt. Sie ist bis heute der Zugang vom ARGUK-Büro zu den Laborräumen, zum Bereich hinter der Laugerei un dem angrenzenden Wiesengelände und – vor allem – zum Treppenhaus des Mühlengebäudes führt. Auch zur Mühle war auf diese Weise ein direkter Zugang entstanden.

Der Bau dieser Treppe, des die Terrasse umfassenden Geländers und der großen Treppe vom Betriebshof auf die Terrasse war eine der ersten Arbeiten der Lernwerkstatt in der Krebsmühle, die damit – wie Axt+Kelle – dafür sorgte, dass der Kostenrahmen für den Terrassenbau in Grenzen blieb.

Bodenbelag mit Backsteinen

Gerade zu dieser Zeit wurde im benachbarten Nordwestzentrum der aus Backsteinen bestehende Bodenbelag ausgetauscht und durch einen Marmorboden ersetzt. Das kam uns gerade recht, weil wir auf diese Weise zu kostenlosem Material für den Belag unserer Terrasse kamen. Wer braucht schon Marmor, wenn sich Backsteine außerdem sehr viel besser in die Gesamtoptik einfügen?

Neuer Ladeneingang

Der krönende Abschluss dieser Ausbauetappe war die Umgestaltung des Ladeneingangs, der damit zum erstenmal eine ansprechende Optik bekam.

© Hilfe zur Selbsthilfe e.V.