Die EKK wird unsere Hausbank

Nie im Leben wären wir von selbst darauf gekommen, uns an die EKK zu wenden. Die Evangelische Kreditgenossenschaft war ja keine ’normale‘ Geschäftsbank (zum Glück, muss man rückwirkend sagen), sondern eine Bank für ein begrenztes Klientel von institutionellen Kunden aus Kirche und Diakonie. Die Frankfurter Filiale war erst Ende 1970 eröffnet worden und befand sich in einem unansehnlichen Bürogebäude in der Eschersheimer Landstraße. Was hatten wir mit denen zu tun und umgekehrt: was sollten die mit uns zu tun haben wollen? Dass der Hinweis von Herrn Lenski mehr war als eine unverbindliche Empfehlung und dieser engere Kontakte zum dortigen Filialleiter hatte, konnten wir nicht ahnen.

So machten wir uns ohne große Hoffnungen auf den Weg zu unserem ersten Termin, teilten uns mit dem letzten Bargeld aus der Gemeinschaftskasse noch einen Beruhigungskaffee und trafen Rainer Daum.

Auch Banker können Menschen sein …

Dass Banker auch ‚ganz anders‘ sein und sich jenseits der zu erwartenden Normen verhalten können, hatten wir erstmalig bei dem Sachbearbeiter der Dresdner Bank erlebt, der unser Kindergartenprojekt (Disco-Abschuldung und Umbau) ‚ruckzuck‘ finanziert hatte.

Mit Rainer Daum trafen wir einen jungen, idealistischen Menschen, der uns vorurteilslos entgegentrat und sehr schnell zu erkennen gab, dass er nicht nur unser Flüchtlingsprojekt, sondern das gesamte Projekt ASH in der Krebsmühle unterstützungswürdig fand. Unter solchen Bedingungen lassen sich Lösungen finden. So wurden wir ersatzweise Mitglied beim Deutschen paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV) und erfüllten damit – sehr, sehr weitgefasst und wohlwollend betrachtet – die Bedingungen für die Mitgliedschaft bei der EKK.

Die Crux mit dem Grundbuch

Die Zwischenfinanzierung von 100.000 DM für den Start der Baumaßnahmen für das Flüchtlingsprojekt war noch kein Problem, weil dies im Filialleiter-Kompetenzbereich lag und überdies durch die versprochene städtische Bürgschaft abgesichert war.

Weitere Finanzierungen hatten wir uns aber verbaut. Solche werden über Einträge im Grundbuch abgesichert und diese waren auch erfolgt. An erster Stelle im Grundbuch stand der Anspruch der Stiftung Umverteilen über 2.5 Millionen DM, an zweiter Stelle der Kredit der Dresdner Bank über 230.000 DM. Weitere Kredite anderer Kreditgeber konnten im Grundbuch also nur nachrangig an dritter Stelle abgesichert werden, und genau das hätte keine normale Geschäftsbank gemacht, schon garnicht angesichts unserer mehr als wackligen Ökonomie und der Summen, um die es dann gehen sollte.

Wer hat den Mut zu solchem Risiko?

Genau hier liegt das Verdienst von Rainer Daum, der es schaffte, ein ebenfalls sehr aufgeschlossenes Mitglied des 5köpfigen Vorstands der EKK, Herrn Köhler, auf seine – und damit unsere – Seite zu ziehen. Wir erhielten – auf Grundlage der nur nachrangigen Absicherung im Grundbuch – die Ausbaukredite, mit denen wir in den folgenden Jahren den radikalen Umbau der Krebsmühle durchführen und das Gelände in die Optik bringen konnten, die es heute hat. Dafür werden wir Herrn Daum, Herrn Köhler und der EKK (heute ‚Evangelische Bank‘) ewig dankbar sein.

Für die EKK wurden wir für die nächsten Jahre zum – gefühlt – verhätschelten exotischen Vorzeigeprojekt. Nie war es einfacher, die Kredite für neue Vorhaben bewilligt zu bekommen.

Dass wir das Grundproblem – die Blockade des ersten Rangs im Grundbuch durch die Stiftung Umverteilen – nicht gelöst hatten und dies zu neuen Schwierigkeiten führen würde, wurde erst deutlich, nachdem unsere Freunde Daum und Köhler die Bank verlassen hatten. Doch davon später …

Endlich Geldmittel für den Ausbau

Nach den endlosen Jahren, in denen wir uns die Finanzmittel für Ausbaumaßnahmen sozusagen ‚vom Munde absparen‘ (und entsprechend improvisiert bauen) mussten, hatten wir nun endlich eine solide Finanzierung für weitere Baumaßnahmen. Dazu mit Bine noch die eigene Architektin im Haus und ein eigenes Bauteam, das nun nicht mehr fürchten musste, am Ende des Tages ohne Lohn dazustehen. Ein völlig neues Lebensgefühl.

Erste Veränderungen

Zunächst konzentrierten sich die Baumaßnahmen auf den Innenausbau (Umbau für den Kindergarten und Ausbau der Räume für das Flüchtlingsprojekt).

Die für den Kindergartenausbau verbleibende Summe von 70.000 DM aus dem DreBa-Kredit war sehr knapp bemessen. Im Aussenbereich reichte das Geld gerade für den Wiedereinbau der erst kürzlich für die Disco zugemauerten Fenster.

Deutlich mehr ‚Luft‘ ergab der Kredit der Helaba für das Flüchtlingsprojekt. Im Zuge dieser Baumaßnahme konnten wir endlich auch die Fassade oberhalb der Linse-Terrasse angehen. Der alte Putz wurde entfernt. Neue Fenster wurden eingebaut. Ein Ausgang der Räume zur Linseterrasse wurde geschaffen und die notwendige Treppe gebaut:

Erneuerte Fassade und Giebel des Mühlengebäudes. Dieses Bild zeigt den Zustand Mitte 1991.

Auch die Oberurseler Seite der Fassade des Mühlengebäudes wurde in diesem Zuge renoviert. Zur Herstellung von Symmetrie und der Verschönerung der Optik wurden zusätzliche Fenster eingebaut. Der Schmutz der Jahrhunderte wurde mit Sandstrahlgebläse entfernt.

Der Giebel wurde farblich neu gestaltet und mit den Symbolen der vorhandenen Betriebe versehen.

Dies waren schon sehr wesentliche Veränderungen, die zeigten, in welche Richtung wir das Gelände entwickeln wollten. Aber noch beschränkten wir uns auf Veränderungen an schon bestehenden Gebäuden.

Dies änderte sich mit den Krediten der EKK.

© Hilfe zur Selbsthilfe e.V.