Stagnation und Niedergang

Die ersten Jahre nach Adu´s Tod und dem Zerfall der Kerngruppe waren Jahre der Stagnation und des Niedergangs der ASH. Zwar fanden sich – wie in den Jahren zuvor – immer wieder neue Gruppenmitglieder, aber die ehemalige Verbindlichkeit und gegenseitige Verlässlichkeit war dahin. Dazu kam, dass die Umsätze in allen Betriebsteilen zurückgingen und sich parallel ein riesiger Schuldenberg aufbaute.

Dies waren Jahre, in der Besuche des Gerichtsvollziehers zur Regel wurden und sich die 2. und 3. Mahnungen stapelten. Auf klare Führungsstrukturen und eine Ausrichtung nach wirtschaftlichen Kriterien hatten wir jahrelang nicht nur verzichtet, sondern das Fehlen derselben im Gegenteil ideologisch überhöht (‚ASH – die Firma ohne Chef‘). Dies hatte aber nur funktioniert, weil die Mitglieder der Kerngruppe sich die Führungsrolle untereinander aufgeteilt hatten. Jetzt taumelte die Gruppe führungslos durch die Krise.

PuFo finanziert weitere Ausbauschritte

Dass es trotzdem und überhaupt weiterging, ist wesentlich Publik Forum zu verdanken. Die Verlagsgeschäfte entwickelten sich bestens, die Auflage der diversen Publikationen stieg beständig an, mehr Redakteure und Verlagsmitarbeiter wurden beschäftigt – und PuFo brauchte weitere Räume. Zug um Zug entstanden neue Bauvorhaben, die – wie gehabt – von PuFo vorfinanziert und über reduzierte Mieten ‚abgewohnt‘ wurden.

Dadurch entstand nicht nur eine bessere Nutzung und Wertsteigerung der Gebäude. Da die Ausbaumaßnahmen durch unser Bauteam durchgeführt wurden, trugen sie außerdem erheblich zu unserer Ökonomie bei – das Ausbauteam war damit nicht mehr nur Kostenträger, sondern wurde zu einem zusätzlichen Baustein der ASH-Gesamtökonomie.

Das Bild zeigt die erste, noch 1988 begonnene große Baumaßnahme: den Ausbau des Dachs des ehemaligen Müllerhauses zur Wohnung für den PuFo-Chefredakteur Harald Pawlowski und seine Frau.

Dachausbau zur Wohnung

Das Dach des Müllerhauses hatte zwar nicht – wie die Mühle – jahrelang offengestanden. Der Zustand war aber ähnlich katastrophal. Jahrelang war es ein Taubenschlag gewesen und entsprechend war die Balkenlage mit Taubenmist übersät und angegriffen. Auch hier mussten also wesentliche Teile des Gebälks erneuert werden. Für die Nachwelt soll der ursprüngliche Zustand in einigen wenigen Bildern festgehalten werden:

Zur Nutzbarmachung des Dachgeschosses war auch die Komplettsanierung des Treppenhauses erforderlich. Die marode alte Holztreppe musste entfernt und durch eine neue Stahlbetontreppe ersetzt werden.

Da das Spitzdach des Gebäude den Ausbau einer zweiten Ebene innerhalb der Wohnung zuließ, entstanden im Rahmen dieser Baumaßnahme 120 qm neue Wohnfläche.

Mit dieser ‚Mietereinbau-Finanzierung‘ durch PuFo und Harald Pawlowski war damit die bis dato schönste Wohnung auf dem Gelände entstanden und die Infrastruktur im ehemaligen Müllerhaus (von uns immer ‚Altes Haus‘ benannt) soweit fertiggestellt, dass in einem späteren weiteren Ausbauschritt (im Zuge unseres Flüchtlingsprojekts) auch die darunterliegenden Stockwerke problemlos ‚endgültig‘ saniert werden konnten.

Die Familie Pawlowski bewohnte die Dachwohnung 10 Jahre lang und zog sich dann in einen Altersruhesitz zurück. Seither steht sie dem HSH e.V. zur Vermietung zur Verfügung.

Ein weiteres Mühlenstockwerk für PuFo

Schon 1989 hatte sich das Verlagsgeschäft so weit entwickelt, dass PuFo weitere Räume benötigte. Ein weiteres Mühlenstockwerk wurde zur Verfügung gestellt und nach dem gleichen Modell der Vorfinanzierung ausgebaut. Dieses Modell war zwischenzeitlich verfeinert worden: mit Mietminderung (Abwohnen) gegenfinanziert wurde lediglich der ‚Pflichtanteil‘ , also der grundlegende Umbau zur Nutzung. Alles darüber hinaus war ‚Kür‘ und wurde komplett von PuFo als klassischer Mietereinbau übernommen. Auf diese Weise entstanden sehr ansprechende Verlagsräume und Redaktionsbüros, die wir mit Eigenmitteln niemals hätten finanzieren können:

Publik Forum bewirtschaftete nun drei komplette Mühlenstockwerke und hatte zusätzlich den darunterliegenden Keller mit einem Aufzug als Auslieferungslager erschlossen. Damit war PuFo mit  fast 700 qm Mietfläche zum größten Mieter in der Krebsmühle geworden. Entscheidende Veränderungen geschahen auch im Außenbereich mit der Befestigung des Parkplatzes, dem Ausbau einr Laderampe und weiteren Gestaltungsmaßnahmen.

Immer wieder konnten wir zusätzlich auf die Hilfe von PuFo hoffen, die uns mehrfach in akuten Notsituationen – etwa durch Mietvorauszahlungen – aus der Patsche halfen.

Die folgende Gegenüberstellung zeigt die Entwicklung dieses Geländeteils vom Einzug von PuFo 1987 bis Mitte 1991. Die Fassade vom Alten Haus ist erneuert, die Fassade der Mühle sandgestrahlt. Auch der Mühlengiebel zeigt sich verändert: mit den Symbolen im Kreis sollen die verschiedenen Betriebe in der Krebsmühle und die vorhandene Vielfalt der Aktvitäten dargestellt werden. Dies war einer unserer verzweifelten Versuche dieser Zeit, mehr Kundenfrequenz und damit mehr Umsatz für die Betriebe zu generieren. Diese liebevoll gestaltete und aufwendig durchgeführte Aktion brachte leider nicht den gewünschten Erfolg.

© Hilfe zur Selbsthilfe e.V.