Abriss und Neubau aller Hofgebäude

Die nächsten Jahre (bis 1995) sind Neubaujahre. Am Ende sind sämtliche Hofgebäude abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Möglich wurde dies durch die Baukredite der EKK. Die alleine hätten aber auch nichts genützt, wenn wir beim Bau auf Fremdfirmen angewiesen gewesen wären. Dies hätte die Baumaßnahmen derart verteuert, dass bei den dadurch erforderlichen Mieten eine Nutzung durch uns selbst nicht möglich gewesen wäre.

Ein Bauteam entsteht

Hier präsentiert sich unser Bauteam. Im Bild links Bine, die Planerin und Architektin.

Wichtig war daher, zunächst ein Bauteam zusammenzustellen, mit dem sich die Baumaßnahmen in Eigenregie durchführen ließen. Dazu wurden neben unseren schon vorhandenen Bauleuten alle Mitarbeiter rekrutiert, die schon einmal beim Bau gearbeitet und entsprechende Erfahrungen gesammelt hatten. Ergänzt durch neu hinzugewonnene polnische Mitarbeiter entstand ein Bauteam, das – angeführt von unserer eigenen Architektin Bine – mit Leidenschaft bei der Sache war. Gleichzeitig entstand so ein neuer Arbeitsbereich der Krebsmühle GmbH, der ganz erheblich zu deren Ökonomie (und zum Abbau der aufgelaufenen Schulden) beitrug.

Goodwill beim Bauamt

Unbedingt zu erwähnen ist hier noch der damalige Leiter des Oberurseler Bauamtes, Herr Helfrich, der die Ausnahmeregeln für Baumaßnahmen im Nicht-Baugebiet sehr, sehr weitgehend zu unseren Gunsten auslegte und Erweiterungen gestattete, die weit über die ’normalen‘ Grenzen hinausgingen.

Der erste Neubau: die Möbelhalle

Noch im Jahr 1991 startete der Neubau der Möbelhalle. Das Bild zeigt diesen sehr lieblos und provisorisch an das Hauptgebäude angefügten Schuppen knapp nach unserer Besitznahme, zur optischen Aufwertung damals gelb lackiert. 13 Jahre lang hatten wir dieses ‚Gebäude‘ mehr schlecht als recht genutzt, zunächst als Lager für unrestaurierte Möbel, später als Druckerei, noch später als Werkstatt für Metalloberflächenveredelung und zum Schluss als Lager für ausrangierte Ladenregale, die wir einer Wiederverwendung zuführen wollten (ein frühes ökologisches – leider erfolgloses -Projekt).

Eine Renovierung ‚aus Bordmitteln‘ wie bei den anderen Hofgebäuden hatte sich nie gelohnt und war deshalb auch nie angegangen worden. Stattdessen wurde der Schuppen nun abgerissen und zu unserem ersten echten Neubauprojekt.

Es entstand eine großzügige neue Halle mit Fundamenten und Säulen für eine tragende Decke, auf die gegebenenfalls später ein zweites Stockwerk aufgesetzt werden könnte. Dies ist zwar bisher nicht geschehen, aber immerhin  konnte die neue Dachfläche für Veranstaltungen (etwa für unsere Hoffeste) genutzt werden.

Dass die Grundfläche beim Neubau erheblich vergrößert werden konnte, lässt sich im Vergleich der Bilder gut erkennen. Die nachfolgende Bildergalerie zeigt Situationen des Ausbaus und der ersten Nutzung. Eine ausführliche Bildfolge mit Beschreibung der Ausbauetappen findet sich in unserem ‚Tagebuch‘ .

Für den Laden der Krebsmühle GmbH bedeutete dieser Bau eine erhebliche Aufwertung, um so mehr, als durch die durch den Eigenbau erzielten Einsparungen dazu genutzt werden konnten, die gesamte Ladenfläche – bisher notdürftig mit Teppichen bedeckt – mit einem Fliesenboden auszustatten. Dies wiederum führte zu einer deutlichen Steigerung (nahezu Verdoppelung) der Umsätze.

Das nachfolgende Bild (aus dem Jahr 1995) zeigt, wie sich dieser Neubau in das Ensemble der Hofgebäude einpasst.
Gut gelungen? Ja, finden wir auch heute noch. Damals waren wir regelrecht euphorisiert, dass wir sowas aus dem Stand heraus aus eigener Kraft hingekriegt haben.

Zusätzlicher Nutzraum mit dem ‚Winkelbau‘

Das klassische Unternehmerargument – mehr Platz für mehr Werkstätten schafft mehr Arbeitsplätze – zieht ja oft, wenn es um bauliche Erweiterung geht. Mit diesem Argument (und dem zuvor schon beschriebenen Goodwill des Bauamtes in Gestalt von Herrn Helfrich) gelang es, die Baugenehmigung für ein neues Gebäude ‚auf der grünen Wiese‘ zu erhalten.

Die grüne Wiese befand sich gleich rechts bei der Einfahrt in den unteren Gewerbehof.

Die Fotos zeigen die Wiese 1978 (linkes Foto oben rechts), unsere erste ‚Nutzung‘ als Fußballplatz und die letzte Nutzung als Standplatz für das ARENA-Zelt.

Diese Fläche durfte also nun bebaut werden, wenn auch mit Auflagen. Es sollte keine Versiegelung erfolgen, d.h. das Gebäude musste auf ‚Ständern‘ (Streifenfundamenten) errichtet werden. Außerdem musste es als Ausgleich mit einem Grasdach versehen werden.

Das war natürlich wieder eine Aufgabe für Bine, die nicht nur die Pläne zeichnete und den Bauantrag einreichte, sondern für die Durchführung auch den gelernten Zimmermann Christof Nolda, einen ehemaligen Kommilitonen aus ihrem Architekturstudium begeistern konnte.

Chris Nolda ist heute Baudezernent der Stadt Kassel

Dessen Hilfe war ausgesprochen nützlich, da das gesamte Gebäude als Holzbau ausgeführt wurde. Denn wenn schon ökologisch, dann auch richtig!

Bine auf der Baustelle – relaxed

Dank Chris konnten die Balken schon am Boden vorbereitet werden.

Die vielen schrägen Zuschnitte wollten gut berechnet sein, schwierig zwar, aber keine wirkliche Hürde für Chris.

Das Aufstellen war dann zwar angesichts des Gewichts der Balken immer noch schwere Arbeit, aber ansonsten kein Problem mehr für unser Bauteam. Von den Bauarbeiten hier nur einige wenige Bilder (mehr gibt es auf unserer Tagebuch-Seite).

Hier aber natürlich noch ein Bild vom Winkelbau nach Abschluss der Baumaßnahmen (fotografiert ca. 1998, nachdem auch die Gartenanlage fertiggestellt war):

Was sich so alles getan hat …

An dieser Stelle verlassen wir kurz die Chronologie für eine Gegenüberstellung 1978 – 2021.
Beide Bilder des Sliders sind aus fast identischer Perspektive (aus einem Fenster im Dachgeschoss des Mühlengebäudes) fotografiert.
Das Dach des Anbaus (im Vordergrund links) ist zum Grasdach geworden. Das Dach des Hauptgebäudes trägt eine Solaranlage. Im Hintergrund rechts ist das Grasdach des Winkelbaus zu erkennen. Ein gewaltiger Nussbaum verdeckt fast gänzlich den dahinter liegenden Spielplatz. Und überhaupt gibt es Grün ohne Ende …

© Hilfe zur Selbsthilfe e.V.